18.11.2021

Jugendbeteiligung in Feldkirch

Jugendbeteiligung in Feldkirch

2017 wurde ein Beteiligungsprozess zur Neugestaltung des Feldkircher Jugendhauses realisiert. Seitdem werden über die Vorarlberger Plattform weitere Projekte umgesetzt.

2017 wurde ein Beteiligungsprozess zur Neugestaltung des Feldkircher Jugendhauses realisiert. Seitdem werden über die Vorarlberger Plattform weitere Projekte umgesetzt.

Stadt Feldkirch: So wurden Jugendliche bei der Neugestaltung des Jugendhauses beteiligt


Heike Sprenger ist Leiterin der Abteilung Sozialplanung in Feldkirch. Feldkirch ist mit knapp 36 tausend Bürgerinnen und Bürgern die zweitgrößte Stadt im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Über die CrowdInsights-Plattform haben Heike und ihre Kolleginnen 2017 einen Beteiligungsprozess zur Neugestaltung des Feldkircher Jugendhauses realisiert. Seit 2017 hat die Stadt Feldkirch die Möglichkeit, über die vom Büro für Freiwilliges Engagement für das Land Vorarlberg bereitgestellte und von CrowdInsights betriebene „Vorarlberg Mitdenken“ Plattform Beteiligungsprojekte durchzuführen. Im Rahmen dieser Plattform wurde 2019 das Beteiligungsverfahren „Spiel- und Freiräume für Feldkirch“ durchgeführt.


Auch zur Politik hin muss man den Mehrwert vermitteln


Interview: Ralf Grötker, CrowdInsights


Frau Sprenger, wie gestaltete sich für Sie in Feldkirch der Schritt zum Einsatz eines digitalen Tools für Bürgerbeteiligung? 

Wir konnten uns das zuerst gar nicht vorstellen: eine Befragung über das Internet! Würden da nicht einfach nur Lobbygruppen, die stärker präsent sind als andere, für ihre Interessen trommeln? Der Ansatz von CrowdInsights hat mich und meine Kolleginnen im Jugendservice dann aber schnell überzeugt. Wenn man bei Beteiligung vor allem nach Informationen und Argumenten sucht, die bei einer Entscheidung oder einem Planungsprozess der Verwaltung unterstützen können, dann spielt die quantitative Verteilung von Positionen weniger eine Rolle. Anschließend mussten wir natürlich noch die Politik und die Mitarbeiter im Rathaus für das Format gewinnen. Dort hatte man bislang eher Erfahrungen mit reinen Dialogveranstaltungen oder mit statistisch ausgewerteten Meinungsumfragen gesammelt.


Digitale Bürgerbeteiligung und Jugendliche – wie geht das zusammen?

Bei dem Jugendhaus-Projekt haben wir zunächst vor Ort, als im Jugendhaus, die Plattform präsentiert. Das hat gut funktioniert: Die Jugendlichen fanden es spannend mit dem Handy auf dem Sofa zu sitzen und dabei Beiträge auf die Plattform zu posten. Wir haben aber auch analoge Kanäle bedient. Es gab zum Beispiel Experteninterviews, mit einem Fragebogen, und Runde Tische, bei denen wir live Ergebnisse in die Plattform eingegeben haben.


Wie wurden die Erkenntnisse aus dem Prozess zum Jugendhaus praktisch umgesetzt?

Die Erkenntnisse aus dem Beteiligungsprozess waren die unmittelbare Basis für die Neugestaltung des Jugendhauses, das wir dieses Jahr eröffnet haben. Die Architektin hat damit als Vorlage gearbeitet. Wenn man heute durch die neuen Räume geht, kann man nachverfolgen, wie die einzelnen Ideen Gestalt angenommen haben – etwa die gemeinsame Küche oder die multifunktional nutzbaren Räume, die bei Bedarf mit Schiebetüren unterteilt werden können.


Wie sehr haben Sie Unterstützung durch das Insights-Team benötigt?

Bei dem Jugendhaus-Projekt haben Christian und Dominik von CrowdInsights den Prozess noch sehr aktiv unterstützt und waren auch mehrmals bei uns in Feldkirch. Das zweite Projekt, bei dem es um ein Spiel- und Freiraumkonzept für die Stadt Feldkirch ging, haben wir durchgehend selbständig durchgeführt. Man muss dazu allerdings sagen, dass wir im Bereich Kinder und Jugend über ein sechsköpfiges Team verfügen, das in Sachen Beteiligung bereits langjährige Erfahrung hat.

Die technische und administrative Bedienung der CrowdInsights-Plattform war nicht so sehr ein Thema; wir empfanden das als sehr unkompliziert und tendenziell selbsterklärend.


Wie haben Sie die Projekte beworben?

Was beim Jugendhaus-Projekt gut funktioniert hat waren vorfrankierte Postkarten, auf die man Beiträge für die Plattform schreiben konnte. Viele haben aber auch einfach die Internetadresse aufgerufen, die auf der Postkarte vermerkt war, und dann dort ihre Beiträge digital eingegeben. Daneben habe wir Plakate gedruckt, Visitenkarten mit der Internetadresse der Beteiligungsplattform, haben Posts auf Facebook und auf der kommunalen Homepage veröffentlicht und Multiplikatoren persönlich angesprochen. Bei dem Spiel- und Freiraumkonzept haben wir Workshops mit Pädagogischen Mitarbeiter*innen aus den Kinderbetreuungseinrichtungen und Mitarbeitenden im Rathaus durchgeführt. Um die Kinder selbst zu beteiligen, haben wir Kinder in den Einrichtungen befragt. Pädagog*innen haben auf Basis ihrer Beobachtungen Beiträge für die Plattform verfasst. Außerdem haben wir, als in Feldkirch die neue Fußgängerzone eröffnet wurde, auch hier Postkarten verteilt.


Wodurch zeichnet sich Ihrer Erfahrung nach gelungene Beteilung aus?

Das Wichtigste: Die Beteiligten müssen sich in den Ergebnissen wiederfinden können! Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man Beteiligung nur dann anbieten sollte, wenn man nicht nur ein Meinungsbild haben möchte, sondern wirklich bereit ist, Resultate aus dem Prozess auch umzusetzen. Es ist wichtig sowohl in der Verwaltung als auch zur Politik hin den Mehrwert von Verfahren, bei denen es wirklich um Beteiligung geht und nicht um Informationsvermittlung, erst einmal vermitteln. Das ist uns in Feldkirch aber mittlerweile gelungen. Und der Anspruch ist ein anderer geworden, bei uns im Haus – auch durch die Nutzung der Insights-Plattform.

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