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So konnten Studierende an der Uni Konstanz nachhaltig Einfluss auf die digitale Lehre nehmen

Die im Frühjahr 2020 auch in Deutschland einsetzende Corona-Pandemie Schulen und Universitäten vor große Herausforderungen und Ungewissheiten und zwang das Bildungswesen zu einer kompletten Verlagerung ihrer Prozesse in die digitale Welt. Nachdem das Sommersemester 2020 mit viel Kreativität, Geduld aber auch einer hohen Variation zwischen den einzelnen Veranstaltungs- und Prüfungsformaten über die Bühne gebracht werden konnte, stellte sich für die als Studierendenvertretung des Fachbereichs Politik- und Verwaltungswissenschaften die Frage, wie Erfahrungen und Wünsche der Studierenden gesammelt, gebündelt und gegenüber Professorium und Verwaltung artikuliert werden können. 

Mithilfe der Unterstützung von CrowdInsights wurde für diese Zwecke zunächst eine eigene  Plattform aufgesetzt, über welche die Studierenden zum Thema „Digital Lehren und Lernen“ konsultiert werden sollten. Die Fragestellung bestand aus zwei Schritten: in der ersten Phase sollten die Studierenden zunächst auf das vergangene Semester zurückblicken: „Welche positiven und/oder negativen Erfahrungen hast du mit dem vergangenen digitalen Sommersemester gemacht?“ Im Anschluss sollte der Blick auf das kommende Semester gelenkt werden: „Was könnte man im kommenden Wintersemester vermeiden oder noch verbessern?“ Am Ende der zehntägigen Konsultationsphase hatten insgesamt über 40 Studierende teils sehr ausführlich auf diese zwei Fragen geantwortet. 

Im nächsten Schritt wurden alle Antworten der Befragten auf ihre wesentlichen Kernaussagen heruntergebrochen. Dazu wurden die Teilnehmenden nach Abgabe ihrer Antwort aufgefordert, die wichtigsten Punkte ihrer Antworten in Kernaussagen mit maximal 200 Zeichen zu packen. Für User, die ihre Kernaussagen nicht selbst ziehen wollten, übernahm CrowdInsights diesen Schritt. Insgesamt konnten so 120 Kernaussagen gesammelt werden. Ein Text-Mining-Algorithmus durchsuchte in der Folge den hervorgehobenen Text nach Antworten mit ähnlichen Schlüsselwörtern. Dieses erste Clustering wurde dann von CrowdInsights erneut überprüft und – falls nötig –  nachgebessert. Zuletzt wurden die soeben geclusterten Kernaussagen analysiert und Erkenntnisse daraus abgeleitet. 

Am häufigsten und vielleicht am offensichtlichsten wünschten sich Personen eine bessere Kommunikation in Bezug auf die Prüfungsformate der einzelnen Fächer, aber auch in Bezug auf den generellen Stand der Dinge innerhalb der Fächer und der Lehrkonzeption im Allgemeinen. Die Antworten zeigten darüber hinaus, dass es große Unterschiede in der Bewertung von digitalen Vorlesungen und kleineren digitalen Veranstaltungsformaten gab. Währen digitale Vorlesungen gemischt bewertet wurden und häufig Flexibilität und bessere Wiederholungsmöglichkeiten in der Prüfungsvorbereitung als große Vorteile von asynchronen Veranstaltungsaufnahmen genannt wurden, fiel die Bewertung von digitalen Seminar- und Tutoraten deutlich schlechter aus. Hier wurde betont, dass digitale Seminarformate analoge Seminare nicht ersetzen können und der persönliche Kontakt zur Lehrperson als extrem wichtig empfunden wird. Weitere Erkenntnisse betrafen die Nutzung digitaler Interaktionsmöglichkeiten in Online-Veranstaltungen, die Bewertung konkreter digitaler Tools und Plattformen, sowie die Evaluation der verschiedenen digitalen Prüfungsformen. 

Weiteres Vorgehen

Im Anschluss an den Konsultationsprozess der Erkenntnisgewinnung wurden alle Ergebnisse transparent auf Beteiligungs-Plattform öffentlich zugänglich gemacht. Zusätzlich wurden die Ergebnisse beim Tag der Lehre des Fachbereichs Politik- und Verwaltungswissenschaften vorgestellt und als Grundlage für den daran anschließenden mehrstündigen Austausch der Lehrenden genutzt.  Der Tag der Lehre ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung des Fachbereichs Politik- und Verwaltung, bei dem sich Dozierende einen Tag lang über vorher festgelegte Aspekte der Lehre austauschen, um deren Qualität weiter voranzutreiben. In diesem Jahr stand der Tag der Lehre ganz im Zeichen der „digitalen Lehre“. Die Reaktionen der Lehrenden auf die Erkenntnispräsentation waren dabei durchweg positiv und wurden als Hauptdiskussionsgrundlage der restlichen Veranstaltung genutzt. Die professionelle und innovative Umsetzung dieser Befragung führte auch über die Veranstaltung hinaus dazu, dass die Studierendenschaft vom Professorium als ernsthafter Ansprechpartner zum Thema digitale Lehre wahrgenommen wurde und auch seither auch in weiterführende Diskussionen und Entscheidungen rund um das Thema digitale Lehre miteingebunden wird.