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CrowdInsights im Februar

Von 22. Februar 2022März 17th, 2022No Comments

In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir wieder viele neue Dinge ausgedacht, ausprobiert und aufgeschnappt: Wie man Strategie mehrdimensional denken kann, wie Frageketten dabei helfen können, bessere Erkenntnisse zu gewinnen – und was sich in den vergangenen Monaten beim Thema Bürgerrat getan hat.

Großer Umzug bei CrowdInsights

Seit Mitte Januar sind wir dabei, Stück für Stück bestehende Kunden-Instanzen auf unsere neue Plattform umzuziehen. Auf vorarlberg.mitdenken.online und zukunft-lohne.de sind inzwischen auch schon die ersten Beteiligungsprojekte gestartet – mit Erfolg!

Haben Sie Lust auf einen unverbindlichen und kurzweiligen Blick auf unsere neue Plattform? Die Plattform wird seit Tag 1 gemeinsam mit Expert:innen und Nutzer:innen weiterentwickelt. Sie haben die Plattform noch nicht gefeedbacked? Dann klicken Sie sich gerne einen 30 Minuten Termin für ein User-Testing.

Ausprobiert: Frageketten im Insights-Prozess

Ein Feature, das wir mit unserer neuen CrowdInsights-Plattform anbieten können, sind Frageketten. Manche Umfrage-Softwares bieten eine ähnliche Funktion: User bekommen erst Frage Nr. 1 serviert, antworten, und werden dann zu Frage Nr. 2 weitergeleitet. Zwei Dinge sind bei unserem Insights-Prozess anders als bei einer Umfrage. Erstens: Die User können die Antworten anderer Teilnehmer:innen sehen (und liken oder kommentieren). Und: wir werten die Fragen nicht jede für sich aus, sondern lassen die Antworten in einen gemeinsamen Pool fließen, aus dem heraus wir erst Cluster und dann Erkenntnisse bilden. Hier sind zwei Beispiele, warum dies sinnvoll sein kann:

Gleiche Frage. Aber anders.

Wir stellen im Grunde die gleiche Frage in verschiedenen Formulierungen. Auf diese Weise erhalten wir Antworten, die in der Summe reichhaltiger sind als wenn wir nur die eine Frage gestellt hätten. Beispiel: Wir wollten wissen, welche Inhalte sich Bürger:innen der Stadt Wien in einem Grundsatzprogramm der Grünen Wien erwarteten. Zu diesem Zweck haben wir drei Fragen gestellt, die alle auf den gleichen Erkenntnisraum einzahlten:

  • Was sind für Dich die großen und kleinen ungelösten Probleme unserer Zeit?
  • Wie sähe ein Wien Deiner Träume aus? Was würdest Du umsetzen, wenn Du die Macht dazu hättest?
  • Was gefällt Dir, was stört Dich, wenn Du Dich auf Dir vertrauten Wegen durch Wien bewegst?

Interessant: Die thematischen Cluster der drei Einzelfragen hatten eine thematische Überschneidung von deutlich über 90%.

Abstrakte Frage. Konkrete Frage.

Wir nutzen eine Serie von Fragen, um die User schrittweise in den Antwortprozess hineinzuziehen:

  • Versetzen Sie sich in das Jahr 2027. Welche Überschrift wollen Sie in der regionalen Tageszeitung über Ihr Unternehmen/Ihre Organisation lesen?
  • Was müssen Sie tun, um diese Nachricht zu erreichen? Welche zentralen Herausforderungen sind zu überwinden, welche Unterstützung brauchen Sie?

In dieser Fragedramaturgie waren im Grunde nur die Antworten auf die zweite Frage in der Auswertung für uns relevant. Die erste Frage diente vor allem dem Zweck, die User dazu zu motivieren und dazu zu befähigen, die Folgefragen gut beantworten zu können.

Mehr Beispiele? Kontaktieren Sie uns. Wir beraten gerne bei der Erstellung eines passenden Fragedesigns für Ihr Projekt!

Ausgedacht: Haben wir eine Strategie?

Einer der Workshops beim letzten digitalen Treffen des Netzwerk Bürgerbeteiligung trug den Titel „Jenseits der Methodendiskussion: Welche Einflussfaktoren spielen bei der Entwicklung ganzheitlicher Beteiligungsstrategien eine Rolle?“. Dabei haben wir eine wichtige Lektion zum Thema Strategie mitgenommen. Zu oft denkt man das Strategiethema in Top-Down-Manier. In dem Beitrag auf Medium zeigen wir anhand des visuellen Framings einer Bergwanderung, wie man Strategie auch mehrdimensional denken kann, als Abwägung zwischen alternativen Ziel- und Wege-Kombis. Natürlich müssen dabei  Grundbedingungen erfüllt sein. Hier eine Checkliste (PDF-Link) aus unserem Methodenkoffer, die wir bei dieser Gelegenheit gern teilen.

Aufgeschnappt: Aktuelles zum Thema Bürgerrat

Seit 2016 steht CrowdInsights dem Land Vorarlberg, Österreich, als Partner für die digitale Begleitung von Bürgerräten zu Seite. Wir planen, die Funktionalitäten unserer Plattform in Zukunft noch besser auf die Bedürfnisse dieses Einsatzfeldes anzupassen. Von daher haben wir auch ein besonderes Augenmerk darauf, was sich in Sachen Bürgerrat tut – vor allem in den Kommunen.

An vielen Orten und zu vielen Gelegenheiten werden in Deutschland gerade Bürgerräte ins Leben gerufen – so beispielsweise der Bürgerrat Forschung des Bundesministerium für Bildung und Forschung oder eine Reihe von kommunalen Bürgerräten, die im Rahmen des von der Bundezentrale für politische Bildung geförderten Projekts Losland entstehen. Parallel lässt sich beobachten, dass ein kritisch-konstruktiver Diskurs begonnen hat, der sich mit dem Zweck und der Gestaltung des Instruments „Bürgerrat“ befasst.

  • Jörg Sommer befasst sich in seinem Newsletter „Demokratie Plus“ mit der Frage, wie sich ein Bürgerrat zu Parlamenten und Stadtverordnetenversammlungen verhalten sollte. Seine Diagnose: Bürgerräte sind, anders als oft behauptet, gar kein Instrument der Bürgerbeteiligung im engeren Sinne (was in seinen Augen gleichbedeutend ist mit „Betroffenenbeteiligung“), sondern vielmehr ein Modell partizipativer Politikberatung.
  • Ein Beitrag (PDF-Link) in der aktuellen Ausgabe der WZB Mitteilungen des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung befasst sich mit den Effekten von Bürgerräten auf die Politik und gelangt zu dem Fazit: „Um als wirksame Mechanismen der Bürgerbeteiligung […]zu fungieren, müssten [Bürgerräte] … nicht nur Empfehlungen erarbeiten, sondern auch über eine Art Follow-up-Mechanismus verfügen, damit die Bürgerinnen und Bürger überprüfen können, wo ihr Land steht.“
  • Die auf das Thema Beteiligung spezialisierte Politikwissenschaftlerin Patrizia Nanz hat einen Essay mit dem Titel Das wird unsere Stadt veröffentlicht. Co-Autor:innen des Essays sind der kanadische Sozialphilosoph und Erfinder des „Kommunitarismus“ Charles Taylor und Madeleine Beaubien Taylor, Chefin der NGO Networkimpact. Mit Bürgerräten wird hier vor allem eine „größere Vision, die im Modus der Co-Creation verhandelt wird“ assoziiert. Die These des Buches: Demokratie von unten à la Bürgerräte hat das Potenzial, Politikverdrossenheit zu kurieren und Fans der Marine Le Pens und Donald Trumps dieser Welt für eine Politik der Mitte zurück zu gewinnen.
  • Linus Strothmann und Katharina Liesenberg zeigen in ihrem Buch Wir holen euch ab! wie es gelingen kann, dass an einem Bürgerrat andere Menschen als die üblichen Verdächtigen teilnehmen. Die Zauberformel: Wenn man auf Briefe keine Antwort bekommt, muss man im Zweifel die Leute zu Hause besuchen und versuchen, sie von einer Teilnahme zu überzeugen. Ein Auszug aus dem Buch ist auch auf Perspective Daily erschienen.

Übrigens: Ralf ist bei Losland als Moderator im Team West dabei und tauscht sich gerne mit Ihnen zum Thema Bürgerräte aus! Hier können Sie einen Termin mit Ralf buchen.